Frauen in der Kunst
Der weibliche Autor, oder treffender
gesagt der weibliche Künstler, scheint immer noch vielen männlichen Kollegen
suspekt bis hin zu unheimlich. Wie sonst kann man sich offene oder verdeckte
Häme erklären? Wie die stoische Nichtbeachtung ihrer Arbeit und ihrer Werke?
Frauen in der Kunst. Schon
immer ein unerschöpfliches Thema, geprägt von Diskriminierung, Diffamierung und
Ausgrenzung. In früherer Zeit mussten Künstlerinnen unter Männernamen ihre
Kunst zeigen, was sie zum Teil unsterblich machte. Bei manchen allerdings eben
nur bis zu jenem Augenblick, an dem sie sich offenbarten. Denkmäler werden Künstlern
gesetzt, die Künstlerinnen nicht einmal erwähnt. Warum? Müssen sich Frauen mehr
wehren? Aggressiver sein?
Ein Kollektiv zu gründen
wäre ein Lösungsvorschlag. Aber das gab es bereits. Das Ende vom Lied: letztendlich
unterstützten sie im Kollektiv die männlichen Kollegen. Weshalb eigentlich?
Alle kenne wir die Kettenbriefe
und -teiler von fb und co.
Dort heißt es etwa so: „Zeigen
wir Gefühle sind wir Heulsusen, beherrschen wir uns sind wir Eisberge….“
Natürlich sind das
abgedroschene und ins Blaue geschriebene Sätze, denen man aber die nackte und
böse Wahrheit im Kern nicht absprechen kann. Man(n) hat das Gefühl, dass frau
immer nur alles falsch machen kann. Egal wie sie reagiert, oder welchen Weg sie
wählt. Häme ist ihr gewiss. Das Allerschlimmste ist, oft nicht einmal nur von männlicher
Seite, sondern auch durchaus von Frauen.
Woher kommt dieser Neid?
Was schürt ihn, und was treibt Frauen an, sich nicht zu organisieren sondern
ebenfalls mit Häme zu reagieren? Man(n) dankt es ihr sowieso nicht, vielleicht
ist aber auch gerade dies ein Lernprozess. Die Welt könnte in ganz andere
Richtungen gedreht werden, wenn sich Frauen positionieren würden und endlich
ihre Stärke erkennen. Und sich verschwestern, es wäre zumindest ein Anfang. Und
ganz ehrlich: schlechter könnte es nicht werden.
Wir haben uns schon so
daran gewöhnt, dass Frauen schlechter bezahlt werden bei gleicher oder
nachweisbar besserer Leistung im Job, dass auch die Ignoranz in der Kunst als
selbstverständlich angesehen und akzeptiert wird. Es war schon immer so, keiner
scheint es zu bemerken, nicht einmal die Künstlerinnen selbst. Oder doch?
Es gibt genügend
Beispiele von Künstlerpaaren, bei denen die Frau ihren Mann unterstützte, bis
dahin, dass sie auf ihre Kunst seinen Namen schrieb oder schreiben musste.
Als Künstlerin macht das
sicher wütend, wie der Leser verstehen wird. Frauen in der Kunst, egal in
welcher, werden oft nicht wahrgenommen. Ihre Kollegen hingegen schon. Oder sieht
am einfach über sie hinweg?
Vor einigen Jahren las ich
einen wunderbaren Artikel darüber, wie Frauen sich im Beruf und auch sonst präsentieren
sollten, beziehungsweise es einmal versuchen. Darin hieß es, dass sich frau
auch in den Sessel fläze solle, die Arme über die Lehne schwingen und so viel
Raum einnehmen wie nur möglich. Geht das?
Würde es nicht sofort zurechtweisende
Blicke regnen?
Anderer Versuch: einen Tag
keinem Mann ausweichen.
Denn das machen Frauen
tatsächlich. Männer halten stoisch ihre Spur, Frauen weichen aus. Die Probandin
war zig-Mal kurz davor zu scheitern, und nach eigener Aussage kostete es sie
alle Mühe, den Versuch durchzuhalten. Sie schaffte es, die irritierten
Männerblicke sind Gold wert, die mit der Kamera eingefangen wurden.
Ist es in der Kunst
ebenso? Sollte frau sich auch durchaus mal danebenbenehmen? Sich mit der Bierflasche
vor ihrem Gemälde abbilden lassen? Oder in geselliger, alkoholgeschwängerter
Runde mit einem Mann auf dem Schoss? Der Mann zu Hause wäre wahrscheinlich nicht
erfreut. Wie sehen das die Frauen der Künstler? Die haben ja ihre auch zu
Hause, wie die Künstlerin den Mann. Wäre hier genau wieder die Diskriminierung?
Das Nicht-akzeptieren? Schwierige Frage.
Auch hier ist die Frau
eben die Frau von irgendjemand, nicht die Künstlerin.
Künstlerinnen schlossen
sich schon vor über hundert Jahren zusammen. Kann es heute noch funktionieren?
In einem Künstlerverbund
hat meist ein Mann den Vorsitz. Wobei wir wieder beim Thema sind. Die
Künstlerinnen dürfen „mitmachen“. Aber das „Machen“ an sich, macht er. Es wäre
den Frauen in der Kunst schon gedient, wenn sie nicht permanent ignoriert
werden würden. Wenn man auch mit ihnen interagieren würde, wie mit ihren
männlichen Kollegen. Diese Ignoranz macht auf Dauer wütend und griesgrämig.
Wagt sich eine Frau aufs
Podium, dann wird erst einmal geschaut. Natürlich von den männlichen Kollegen.
Sie muss sich erst beweisen, ob sie wirklich mitspielen darf, oder ob sie eben
heute mal geduldet wird.
Selbstverständlich müssen auch
die männlichen Kollegen erwähnt werden, die die Künstlerin als ebenbürtig sehen
und ihre Kunst. Die gibt es auch, aber leider sehr wenige. Die meisten Kollegen
sehen eine Konkurrenz und halten sich deshalb mit allem zurück. So ist es sehr
fragwürdig, ob ein Künstler von sich aus eine Kollegin ansprechen und sie dazu
überreden würde eine gemeinsame Ausstellung zu machen oder Lesung. Außer
vielleicht er verspricht sich etwas davon. Schön wäre es, hiervon zu hören.