Montag, 28. März 2022

Generation WhatsApp

 Generation WhatsApp 

Der vor 1990 geborene geneigte Leser kennt sie noch, die Welt, in der alles ohne App funktionierte. Die Betonung muss hier auf „funktionierte“ gelegt werden, denn das tat es in der Tat.
Das Einkaufen, das Verabreden mit Freunden, der Stundenplan der Schule usw.
In keinem Lebensbereich waren wir online. Nicht mal Inline, da die Inliner bei den Hardlinern weiter als Rollschuhe bezeichnet wurden. 

Den nach 1990 geborenen geneigten Lesern wird diese Alt-Dystrophie wie eine der sieben Plagen anmuten. (Die waren übrigens auch offline.)

Heute kann sich keiner mehr vorstellen wie es war, einen Hartplastikhörer in die Hand zu nehmen, dann eine Wählscheibe aus durchsichtigem Plastik zu betätigen indem man einen Finger in ein ausgestanztes Loch steckte und zum Anschlag drehte, um sich bei Annahme des Anrufes mit seinem Namen dem Gegenüber vorzustellen.
Der sah den Anrufer ja nicht, noch konnte er anhand eines gefakten Profilbildes erkennen wer da anrief. Nicht mal einen Text konnte man versenden, oder in seinen Status etwas einstellen. Keine Kalenderspruch-Prosa, oder Neunmalklug-Texte die für die Tonne sind. 
Auch konnten wir nicht sehen, wer wann online war. Keine Gruppen erstellen, die mancher sofort wieder verlässt.
Eines konnte man tun: wenn das Telefon klingelte, nicht abnehmen. Dann hatte man die Chance, dass es derjenige war, welchen man nicht sprechen wollte. Oder eben jemand ganz anderes.

Darüber war man aber nicht traurig, denn man wusste ja nicht, wer es gewesen war.

Dies alles wird von TikTok getoppt. Aber da bin ich raus.