Oh, wie wahr
Wie wahr doch das alte
Sprichwort ist:
„Es kann der Friedlichste
nicht in Frieden leben, wenn’s dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“
Davon kann sicher der
gesamte Justizapparat ein Lied singen, aber nicht nur der. Der Geschädigte,
auch „Nachbar“ genannt, kann da nicht mehr singen.
Er schreit nur noch, und
zwar in sich hinein. Denn in unserer, nennen wir es „schnelllebigen“ Welt, ist
sich jeder selbst der Nächste. (Hier steht schnelllebig übrigens für egoistisch
und egozentrisch.)
Was sich so hinter
Hauswänden und Gabionenbollwerken versteckt, ist zum Teil nicht mehr tragbar.
Der werte Leser wird
sagen, dass das ein alter Hut ist, und doch quasi überall darüber geschrieben
und gesprochen wird. Und das seit Jahren.
Da möchte ich einhaken.
Das ist richtig, das mit den Jahren und dem alten Hut. Trotzdem sind wir seit
Corona und anderen Schicksalsschlägen, die uns die Politik eingebracht und
geschlagen hat, auf einem Kurs, den man mit vielerlei Namen benennen kann. Von
aggressiv bis cholerisch, von grenzüberschreitend bis unverschämt. Die einen
brüllen über mehrere Stunden auf der Terrasse oder dem Balkon in ihr
Mobiltelefon, das der arme Nachbar meint, der algerischen Oma, oder wem auch
immer, muss der Gehörgang platzen. Ganz nebenbei fragt sich der Nachbar, wie
der offensichtlich nicht arbeitende Mobilfunkbrüller die horrende Rechnung wohl
bezahlen will?
Die Mittagsrasenmäher lasse ich hier aus, die sind viel zu gewöhnlich.
Die „Meine Handwerker
arbeiten erst ab Freitagabend bis Sonntagabend durch“, sind auch nicht gern
gesehen. Denn, wenn die Nerven am Samstagabend gegen 21 Uhr blank liegen, kann
es zu unflätigen Wortwechseln der Nachbarn kommen.
Dann die dem Autor seit
gestern neu bekannte Spezies: diejenigen, die ihrem Nachbarn verbieten wollen
die Feierabendzigarette auf der eigenen Terrasse zu rauchen. Und zwar so
richtig mit langem Mailanschreiben.
Da ist dem Autor klar,
warum die letzten Kneipen schließen mussten. Die Raucher wurden ausgeräuchert,
besser gesagt rausgeschmissen, und die Nichtraucher sind nicht rein gegangen.
Wäre es nicht an der Zeit,
jedem ein bisschen mehr zu zugestehen, als sich selbst zu nehmen? Und vor
allem: sich nicht so wichtig zu nehmen.
Oder sich nicht allzu
ernst zu nehmen, das macht das Leben so viel einfacher. Der Autor macht es
übrigens genauso.