Jeglicher
Versuch, Inge Jungs neuen Gedichtband „Jenseits der Traumseen“ zutreffend zu
beschreiben oder gar sinnreich zu kommentieren, wird, wie auch schon bei den
zahlreichen wunderbaren Vorgängern, wieder einmal nicht zur Genüge gelingen,
und das ist auch ganz im Sinne dieses Buches.
Dieser
vorliegende Teil einer enormen poetischen Werkschau ist sicherlich wieder nur
ein kleiner, aber großartiger, aus Gedichten gefügter Baustein, geschaffen von
einer faszinierenden Wortmalerin, deren Namen sicherlich immer fallen wird,
wenn es um die Lyrik der Moderne gehen wird.
Auch in diesem Werk ist ihre
Wortwahl gründlich, aber die Inhalte zumeist angenehm unergründlich, und
niemals wirklich durchschaubar, wie auch manche ihrer Fotografien im Buch
Konkretes darstellen, während andere rätselhaft bleiben.
Inge
Jung schenkt uns Gedichte, verfasst in einem von Anfang an völlig eigenständigen
Stil, der tatsächlich an keine anderen Literaturschaffenden erinnert. Inge
Jungs Schreib-Art hat sich nie geändert, sondern hat sich in ihren immer
stärker strahlenden Facetten und Nuancen, zu immer größerer lyrischer Brillanz
gesteigert, der die Lesenden zutiefst an noch unbekannten Stellen der Seele
berühren wird. Sie führt uns entweder in wunderbaren Wortspielen oder
deutlichen Sätzen jenseits der Traumseen.
Ein
poetisch vieldeutiger Titel, der sich in den Texten einer kritischen Beobachterin
widerspiegelt, die auch in diesem Band wieder das gesellschaftlich angenommene
oder diktierte Realitätsbewusstsein hinter sich lässt, um uns in einer weisen
Poesie aus der Kritik an allem Erdenklichen, in eine wortgewaltige lyrische
Welt, in welcher Veränderungen möglich sind, zu führen.
Inge
Jung belehrt nicht, erklärt nicht, sie erschafft Textwerk für die Ewigkeit,
zeitlos und gerne auch fern der literarischen Gewohnheiten. Sie belohnt uns mit
ihrem unermüdlichen Drang zu schreiben, lädt uns wieder ein, gemeinsam die
literarische Kunst, die die reine Seelenkunst ist, zu ergründen.
In
Jenseits der Traumseen lässt sie uns in Wunden blicken und Wunder erblicken und
lässt uns in erdichteten Booten manch Ufer der Erkenntnis ansteuern. Gedichte
können in der Tat gefährlich klingen - werden es aber tatsächlich nie, wenn man
sie selbstlos liebt.
Februar
2023, Ralf Preusker, Verleger.