Donnerstag, 10. Februar 2022

Der Autor VIII

 Der Autor VIII 

Da ist er wieder, der Lieblingsaufreger des Autoren. Ja, wird der geneigte Leser sagen, den kenne er schon. Genau, die Seite von Literaturwettbewerben. 

Der Autor atmet tief durch, dann beginnt er zu schreiben. In diesen besagten Gruppen finden sich „Autoren“, von denen man noch nie gehört hat. Von einigen wird man auch nichts hören, denn sie stellen Leseproben ein. Diese sprechen für sich.

So ein Wettbewerb besteht, wie bekannt, darin, indem Interessierte ihre Beiträge dort einreichen. Das geht aber nicht einfach so bei den „Autoren“, sondern sie kommentieren jeden Beitrag der ihnen gefällt gerne mit: „Da schicke ich was ein, habe noch was in der Schublade.“

So. In der Schublade? Wie kann man denn einen virtuellen Beitrag in der Schublade haben? Ist dieser Begriff einfach nur aus einer älteren Zeit, was ja keinesfalls abwertend klingen soll, oder ist er Platzhalter für „auf dem Rechner“? Nein, der Autor glaubt zu wissen, dass es reine Wichtigtuerei ist. Es klingt so kompetent und selbstsicher (beinahe siegessicher), wenn man mit seinem gestellten Autorenprofilbobbel an der Seite solch einen Kommentar abgibt.

Nein, werter Leser, der Autor ist nicht neidisch, auch wenn das so aussehen mag. Er ist einfach nur müde, in den Gruppen, über die er schon öfter geschrieben hat, diese immer gleichen Kommentare zu lesen.

Erstens interessiert es niemanden, zweitens, wie gesagt, sind genau jene nie bei einem Wettbewerb unter den Finalisten. Allenfalls bei einem DKZ Verlag vertreten oder bei BoD. 

Zu den DKZ-Verlagen eine kleine Anmerkung: auch hier wurde eine „Autorin“ nicht müde ihre Veröffentlichungen zu erwähnen, bezeichnete diese als publiziert von „renommierten Verlagen“. Beim Nachlesen ergaben sich dann jene Genannten als „Druckkostenzuschussverlage“. Eben jene, bei denen ein einreichender Autor für seine Bücher bezahlt. Quasi eine Druckerei. Also nix mit Literatur und Verleger und Kunst, sondern wie im Supermarkt: Manuskript aufs Band, über den Codescanner und bezahlen. Also eine Scheinwelt. 

Ist der Literaturzirkus eine Scheinwelt? Die Frage bleibt offen. Sind die falschen Angaben bewusst oder unbewusst? Wenn ja, zu welchem Zweck? Oder ist es wie sooft im Netz und eben in den oben erwähnten Gruppen: eine Scheinwelt um anderen zu imponieren? Vielleicht auch deshalb die Kommentare: „Ich habe da was in der Schublade.“ Die gibt es genauso wenig wie den Rest der „Autoren“.