Donnerstag, 15. Oktober 2020

Contenance- und wem sie fehlt

Contenance

Das Lieblingsthema des Autors: Das Benehmen anderer Künstler, und derjenigen die sich dafür halten, auf fb. 

Der Leser wird aufstöhnen und sagen, dass gerade dieses Thema abendfüllend ist, ausgelutscht und keinen mehr interessiert. Weit gefehlt, sagt der Autor, denn diesmal kann er mit etwas noch nie dagewesenem aufwarten, mit etwas, was dem Fass den Boden endgültig ausschlägt.

Schieben wir die Profilneurotiker, Selbstdarsteller und Egozentriker beiseite, mit denen man ohnehin in fb, und natürlich in der realen Welt (nicht zu vergessen), zu kämpfen hat. Heute geht es um die unauffällig aussehenden Damen in der Kunstwelt. Das Äußere ist angepasst, bei manchen ist latent die alternative Richtung und die Natürlichkeit hervorstechend. Sprich, das Haar ist grau und struppig, die Filzkugelkette hängt schwer bis an den Bauchnabel herunter. Die orange- oder umbrafarbende Leinenhose in Elefantengröße darf nicht fehlen.

Nicht aber so bei jener Künstlerin, die ich mit dem Leser genauer betrachten möchte. Sie kann durchaus auf den ersten Blick ernst genommen werden, denn sie zeigt sich in ihren Snapchat bearbeiteten Fotos nicht nur als schmale Grazie wie so viele, die in Wirklichkeit längst ein Fall für Weigt Watchers sind, nein, sie zeigt sich auch als Dämon oder Kreatur der Finsternis. Was bei ihren starken Augenringen durchaus typgerecht ist. 

Also sollte man meinen, eine Künstlerin, die sich auch gerne in Natura zeigt und den Mut zur Hässlichkeit hat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Zurück zu ihrer Kunst. Kunst muss nicht gefallen. Sie bemängelte in einem fb Post, dass niemand ihre Bilder kaufen würde. Klar, alles Geschmacksache, sie malt Kitschpuppen mit blutigen Augen. Immer und ausschließlich. Das ist ihr Stil, jedem das Seine. 

Nach der „Be-freundung“ mit dem Autor, schrieb sie auf einmal. Und gleich einen Roman. Der wurde bei keinem klassisch publizierenden Verlag angenommen, was sie alle „Freunde“ täglich auf fb wissen ließ. Also tackerte sie die bei einer Druckerei in Auftrag gegebenen Handzettel zusammen. Das ist kein Witz, genaugenommen hört hier der Humor prinzipiell auf, zumal der Autor eben Autor ist und weiß, was für ein ausgesprochen heißes Pflaster die Verlagswelt ist und wie sie tickt. Dafür hat er Jahre gebraucht. Darum auch das Kopfschütteln, als er sah, dass jene Dame die getackerten Dinger allen Ernstes zum Kauf anbot.

Nun schreibt der Autor auch Lyrik, postet immer mal wieder etwas. Da jene Dame eben ganz speziell ist, las der Autor vor wenigen Tagen das erste Gedicht von ihr auf fb, das ihm das Blut gefrieren ließ. Nicht nur, dass sie dermaßen überzeugt von sich ist das sicher jeder Psychotherapeut eine narzisstische Störung diagnostizieren würde, sie geht noch weiter und klaut Wortbilder.

Das hat die Todesverachtung des Lyrikers verdient, hier des Autors, der seine Schreibe und Wortbilder wiedererkannte. Umgehend ent-freundete er jene Künstlerin.

Übrigens ist sogar ihr Name in fb geklaut, ein Oxymoron quasi. Der große Regisseur, eben ein Teil vom Namen, würde sich im Grabe umdrehen, wenn er nicht noch leben würde.