Freizeitstress vs. CV
Die Stimmung steigt,
sollte man meinen. Feiertage, Ferien und freie Zeit stehen vor der Tür, welch‘
Ironie. Die Sonne lacht bei sommerlichen Temperaturen, Freizeitsportler fahren
und treten sich in Massen beinahe zu Tode auf Feldwegen oder im stadtnahen
Wald.
CV hat uns so weit
gebracht, dass entgegenkommende Fußgänger auf Feldwegen kehrt machen beim Anblick
eines weiteren Spaziergängers, der Mundschutz wird im Laden demonstrativ
zurechtgerückt, der Blick schmal und kalt, falls man sich beim Regal im
Supermarkt begegnen sollte. Die Haut wird dünner, die Toleranzgrenze ist quasi
auf der x-Achse angekommen, sprich, nicht mehr vorhanden.
Radfahrer brüllen
Fußgängern unflätige Ausdrucke hinterher, rüde aussehende Gestalten blicken
latent aggressiv um sich, sobald sich doch ein paar andere Draussengeher
nähern.
Dann kommt die verschärfte
Regel des Rechts- oder Linksverkehrs als weitere eskalationstreibende Kraft
hinzu.
Vor lauter nichts falsch
machen wollen, springt der Jogger gerne nach links oder rechts, weicht den
Rollatordamen aus, um dem dicken Mann mit dickem Dackel platz zu machen, der
sich in die Mauselöcher am Feldrand fräßt.
Die Bombe wird platzen,
der Hütten- oder Lagerkoller wird kommen. Noch mehr schönes Wetter, noch mehr
geschlossene Billigklamottenläden, noch mehr Freizeit, und die Stimmung wird
kippen. Ganz nach dem Motto von Goethes Zauberlehrlings.
Bis dahin machen wir
weiter gute Miene zum bösen Spiel, spielen das böse Spiel weiter, auch wenn die
Miene sich langsam verdüstert.
Bild: Schwarzwald