Mittwoch, 25. März 2020

Chance oder nicht?


Keine Chance dem CV

Jeder spricht darüber, notgedrungen. Das „normale“ Leben ist ausgehebelt, auch vor der Kunst macht er nicht halt, der CV. Messen wurden abgesagt, für Verlage, vor allem für Kleinverlage, eine Katastrophe bis hin zum Aus.
Online werden Museumsführungen angeboten, Lesungen, Kunstausstellungen und sogar Clubabende. Theoretisch, was das Herz begehrt. Aber eben auch nur theoretisch. Literaturzeitschriften, die auch sonst zu Anthologien und Texteinreichungen aufrufen, rufen zu CV Texten auf. Als ob nicht alles schon schlimm genug wäre. Der Künstler selbst scheint zu verzweifeln, zu Recht. Leben doch die meisten wirtschaftlich ohnehin schon am Rand der Gesellschaft, werden sie zu genau zu diesem armen Poeten, wie ihn bereits Spitzweg so treffend darstellte.

Was ist zu tun? Ein Verlag ruft Autoren dazu auf, sich keinesfalls entmutigen zu lassen, falls sie an einem neuen Manuskript sitzen. Der Wille ist da, die Gelder fehlen, die Käufer in dieser abwärtsrasenden Sparte sowieso. Oder kann man das Ganze als Chance sehen?

Der Pessimist staunt, der Optimist versucht verzweifelt sich an den Strohhalm zu klammern, dass das Buch durch diese Krise vielleicht einen neuen Aufwind bekommen kann. Das Buch 2.0 sozusagen.
Alles schön und gut, Zeit hätten die meisten im Moment genug, Bücher zu lesen. Auch das Wetter macht mit, ein gutes Buch im Sonnenschein hat schon was.
Jetzt kommt das Aber des Pessimisten: Kurzarbeit, Entlassungen und knappes Geld. Sieht so die Zukunft des Buches 2.0 aus?
Kann es da eine geben? Alles ist ungewiss.

Zeiten waren schon viel schwerer. Kunst wurde vernichtet, Geld gab es nicht mal um den Lebensunterhalt zu finanzieren, geschweige denn irgendeine Art von Kunst.
Und doch hat sie überlebt. Immer hat sie Wege und Menschen gefunden, die ihr ins Leben geholfen haben. Ins Licht geholfen, sie versteckt und verschleppt, damit sie genau zum richtigen Zeitpunkt auferstehen konnte. Der wahre Phönix aus der Asche.
Jammern Künstler also doch im Moment auf hohem Niveau?

In wenigen Wochen wird alles seinen gewohnten Gang gehen. Wie wir in zwei bis drei Jahren diese Zeit heute sehen werden, kann man nicht genau sagen. „Surreal“ wird es aber wahrscheinlich ganz gut treffen. Also sollten Künstler sich ein Beispiel an der Kunst an sich nehmen. Es gibt surreale Zeiten, über die sie von wunderbaren Menschen getragen werden, um zu ihrer Zeit der Asche zu entsteigen.




Mittwoch, 18. März 2020

Wald und Feld

In Zeiten von Corona viel an die frische Luft gehen! Im Wald und in den Wiesen wandern, das verhütet Ansteckung und tut der Seele gut!






Sonntag, 8. März 2020

Die stoische Nichtbeachtung von Künstlerinnen


Frauen in der Kunst

Der weibliche Autor, oder treffender gesagt der weibliche Künstler, scheint immer noch vielen männlichen Kollegen suspekt bis hin zu unheimlich. Wie sonst kann man sich offene oder verdeckte Häme erklären? Wie die stoische Nichtbeachtung ihrer Arbeit und ihrer Werke?

Frauen in der Kunst. Schon immer ein unerschöpfliches Thema, geprägt von Diskriminierung, Diffamierung und Ausgrenzung. In früherer Zeit mussten Künstlerinnen unter Männernamen ihre Kunst zeigen, was sie zum Teil unsterblich machte. Bei manchen allerdings eben nur bis zu jenem Augenblick, an dem sie sich offenbarten. Denkmäler werden Künstlern gesetzt, die Künstlerinnen nicht einmal erwähnt. Warum? Müssen sich Frauen mehr wehren? Aggressiver sein?
Ein Kollektiv zu gründen wäre ein Lösungsvorschlag. Aber das gab es bereits. Das Ende vom Lied: letztendlich unterstützten sie im Kollektiv die männlichen Kollegen. Weshalb eigentlich?

Alle kenne wir die Kettenbriefe und -teiler von fb und co.
Dort heißt es etwa so: „Zeigen wir Gefühle sind wir Heulsusen, beherrschen wir uns sind wir Eisberge….“
Natürlich sind das abgedroschene und ins Blaue geschriebene Sätze, denen man aber die nackte und böse Wahrheit im Kern nicht absprechen kann. Man(n) hat das Gefühl, dass frau immer nur alles falsch machen kann. Egal wie sie reagiert, oder welchen Weg sie wählt. Häme ist ihr gewiss. Das Allerschlimmste ist, oft nicht einmal nur von männlicher Seite, sondern auch durchaus von Frauen.

Woher kommt dieser Neid? Was schürt ihn, und was treibt Frauen an, sich nicht zu organisieren sondern ebenfalls mit Häme zu reagieren? Man(n) dankt es ihr sowieso nicht, vielleicht ist aber auch gerade dies ein Lernprozess. Die Welt könnte in ganz andere Richtungen gedreht werden, wenn sich Frauen positionieren würden und endlich ihre Stärke erkennen. Und sich verschwestern, es wäre zumindest ein Anfang. Und ganz ehrlich: schlechter könnte es nicht werden.

Wir haben uns schon so daran gewöhnt, dass Frauen schlechter bezahlt werden bei gleicher oder nachweisbar besserer Leistung im Job, dass auch die Ignoranz in der Kunst als selbstverständlich angesehen und akzeptiert wird. Es war schon immer so, keiner scheint es zu bemerken, nicht einmal die Künstlerinnen selbst. Oder doch?

Es gibt genügend Beispiele von Künstlerpaaren, bei denen die Frau ihren Mann unterstützte, bis dahin, dass sie auf ihre Kunst seinen Namen schrieb oder schreiben musste.
Als Künstlerin macht das sicher wütend, wie der Leser verstehen wird. Frauen in der Kunst, egal in welcher, werden oft nicht wahrgenommen. Ihre Kollegen hingegen schon. Oder sieht am einfach über sie hinweg?

Vor einigen Jahren las ich einen wunderbaren Artikel darüber, wie Frauen sich im Beruf und auch sonst präsentieren sollten, beziehungsweise es einmal versuchen. Darin hieß es, dass sich frau auch in den Sessel fläze solle, die Arme über die Lehne schwingen und so viel Raum einnehmen wie nur möglich. Geht das?
Würde es nicht sofort zurechtweisende Blicke regnen?
Anderer Versuch: einen Tag keinem Mann ausweichen.
Denn das machen Frauen tatsächlich. Männer halten stoisch ihre Spur, Frauen weichen aus. Die Probandin war zig-Mal kurz davor zu scheitern, und nach eigener Aussage kostete es sie alle Mühe, den Versuch durchzuhalten. Sie schaffte es, die irritierten Männerblicke sind Gold wert, die mit der Kamera eingefangen wurden.

Ist es in der Kunst ebenso? Sollte frau sich auch durchaus mal danebenbenehmen? Sich mit der Bierflasche vor ihrem Gemälde abbilden lassen? Oder in geselliger, alkoholgeschwängerter Runde mit einem Mann auf dem Schoss? Der Mann zu Hause wäre wahrscheinlich nicht erfreut. Wie sehen das die Frauen der Künstler? Die haben ja ihre auch zu Hause, wie die Künstlerin den Mann. Wäre hier genau wieder die Diskriminierung? Das Nicht-akzeptieren? Schwierige Frage.
Auch hier ist die Frau eben die Frau von irgendjemand, nicht die Künstlerin.

Künstlerinnen schlossen sich schon vor über hundert Jahren zusammen. Kann es heute noch funktionieren?
In einem Künstlerverbund hat meist ein Mann den Vorsitz. Wobei wir wieder beim Thema sind. Die Künstlerinnen dürfen „mitmachen“. Aber das „Machen“ an sich, macht er. Es wäre den Frauen in der Kunst schon gedient, wenn sie nicht permanent ignoriert werden würden. Wenn man auch mit ihnen interagieren würde, wie mit ihren männlichen Kollegen. Diese Ignoranz macht auf Dauer wütend und griesgrämig.

Wagt sich eine Frau aufs Podium, dann wird erst einmal geschaut. Natürlich von den männlichen Kollegen. Sie muss sich erst beweisen, ob sie wirklich mitspielen darf, oder ob sie eben heute mal geduldet wird.
Selbstverständlich müssen auch die männlichen Kollegen erwähnt werden, die die Künstlerin als ebenbürtig sehen und ihre Kunst. Die gibt es auch, aber leider sehr wenige. Die meisten Kollegen sehen eine Konkurrenz und halten sich deshalb mit allem zurück. So ist es sehr fragwürdig, ob ein Künstler von sich aus eine Kollegin ansprechen und sie dazu überreden würde eine gemeinsame Ausstellung zu machen oder Lesung. Außer vielleicht er verspricht sich etwas davon. Schön wäre es, hiervon zu hören.